Hallo Zusammen!
Normalerweise bin ich extrem leidensfähig, was Verschiebungen von Releaseterminen, Updates usw. angeht. Aber im Fall von Sony Ericsson und seiner Updatepolitik für das X10 muss ich meiner Enttäuschung Ausdruck in den Folgenden Zeilen verleihen. Man hat sich bei SE nicht nur verkalkuliert, sondern auch Fehleinschätzungen hinsichtlich des Bedarfs der Nutzer getroffen.
Was ist eigentlich schief gelaufen bei SE?
Verschiedenen Aussagen von SE zufolge ist man sich bewusst, dass man das aktuelle Update auf die Android Version 2.1 gründlich in den Sand gesetzt hat. Grund dafür ist vor allem die zu optimistische Angabe des Release-Quartals, die von 4. auf 3. nachträglich herunterkorrigiert wurde. Leider konnte man den neu-versprochenen Termin nicht einhalten. Dies liegt aber mitnichten an der Android Software, sondern an SE’s eigener UXP Oberfläche, die für Timescape und Mediascape zuständig ist.
Unabhängig davon ob man als Besitzer eines Xperia X10 die beiden Apps (Timescape und Mediascape) nutzt oder nicht, man muss auf deren Aktualisierung warten, um letztendlich das Android Update (auf das die Nutzer eigentlich warten) zu erhalten. SE versteht seine UXP Oberfläche als komfortablen Verwalter von Social Networks, Microbloggingdiensten und Ähnlichem. Weshalb man aber Timescape und Mediascape nicht als separate Apps im Market zur Verfügung stellt, sondern lieber darauf setzt sie tief und mit dem neuen Update noch tiefer in das Androidsystem zu verwurzeln, bleibt, außer als strategische Marketingentscheidung, unverständlich. SE empfindet dies als Mehrwert für den Nutzer und selbstverständlich auch als Alleinstellungsmerkmal im hart umkämpften Android Smartphone Markt.
SE ignoriert dabei aber völlig die Tatsache, dass die Mehrheit der Xperia Nutzer Timescape und Mediascape wenig nutzen und noch seltener als Homescreen verwenden. Der Grund dafür? Es liegt nicht daran, dass T. oder M. schlechte oder unausgereifte Apps wären. Die Medienverwaltung und die Verwaltung von sozialen Diensten funktioniert mit den beiden Apps wunderbar – aber als Homescreen eignen sie sich nur bedingt.
Das Hauptproblem: Es fehlen umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten und Optionen, die aber im Vergleich nahezu jedes kostenlose App aus dem Market, standardmäßig mit sich bringt. Auch reagieren die beiden Apps immer noch relativ Träge; von wirklich flüssiger Nutzung kann hier nicht gesprochen werden. Den Komfort den SE eigentlich durch diese beiden Apps anbieten möchte, steht sich dabei selbst im Weg. Meiner Einschätzung nach ist SE auch noch ein gutes Stück von ihrem angepeilten Ziel für die beiden Apps entfernt.
Das man nun durch die tiefe Integration der beiden Apps dazu gezwungen ist, das Android Update zu verschieben, verkehrt aber letztendlich jeglichen Komfort und die damit verbundene positive Haltung der Nutzer gegenüber SE in Frustration und teilweise auch Resignation. Denn nicht nur das das Update nun bis zu zwei Monate später kommt – das Update an sich, bringt das Xperia X10 erst auf die mittlerweile veraltete Version 2.1 – aktuell wäre jedoch Android Version 2.2 gewesen, welches mittlerweile auf den meisten Smartphones der Konkurrenz läuft (Android 3.0 steht Ende des Jahres in den Startlöchern).
SE setzt noch einen drauf…
Nicht nur das man die Verschiebung des Updates (um zwei Monate oder mehr) am fast letztmöglichen Termin des 3. Quartals erst bekanntgegeben hat, nein, SE leistete sich noch eine, wenn auch gut gemeinte, aber inhaltlich wirklich schlecht recherchierte Äußerung. So schrieben Mitarbeiter von SE in einer Reaktion auf verärgerte Kunden (um diese wohl zu besänftigen), dass man sich mit voller Absicht auf Android 2.1 und die perfekte Integration von UXP konzentriert hätte, anstatt gleich ein Update auf Android 2.2 zu bringen. Denn nach genauester Prüfung habe man festgestellt, dass sowieso keine gravierenden Unterschiede zwischen 2.1 und 2.2 liegen würden…
Meine lieben Leser, dass ist absoluter Schwachsinn den Sony Ericsson da veröffentlicht!
Um nur einige Unterschiede zwischen 2.1 und 2.2, deren Auswirkung auf den täglichen Betrieb des Smartphones erheblich sein wird, zu nennen: Da wäre der JIT-Compiler (große Auswirkungen auf die Surfgeschwindigkeit), das Tethering (mache dein Handy mit einem Klick zum Router), die Integration von Flash 10.1 (Youtube und andere Services, alle Flash Seiten im Internet können nun betrachtet werden)…und Weiteres. Noch Fragen?
Wenn Sony Ericsson diese neuen Features allen Ernstes als unbedeutend ansieht, dann steigert dies deutlich meine Bedenken, was die künftige strategische Entwicklung von SE im Smartphonesegment angeht. Sollte auch weiterhin UXP, als Versuch eines Alleinstellungsmerkmals, über vorteilhafte und schnellere Updates für die Kunden gestellt werden, sieht die Zukunft nicht besonders rosig für SE in diesem Markt aus – vor allem nicht, wenn man es mit Konkurrenten wie HTC und mittlerweile auch Samsung zu tun hat, die die Bedürfnisse ihrer Kunden eher berücksichtigen und verwirklichen, statt an ihnen vorbei zu entwickeln.
Ob nun viele der verärgerten Nutzer nun wirklich wie angedroht zu HTC wechseln werden ist natürlich unklar. Allerdings ist ein netzweiter Aufschrei der Kunden, gepaart mit einem derart starken Ausdruck der Verärgerung auch etwas eher seltenes bei Sony Ericcson und gerade deshalb sollten sie sich den Unmut ihrer Kunden umso mehr zu Herzen nehmen und dementsprechend reagieren.
Ich habe vor diesem Artikel nun ein halbes Jahr nicht mehr gebloggt. Dass ich anlässlich meiner Verärgerung über SE nun wieder meinen ersten Eintrag schreibe, sollte Aussage genug sein, um meinen Unmut zu untermauern.
Abschließend: SE sollte sich ein Beispiel an Unternehmen wie bspw. Rapidshare nehmen. Nach dem RS sein Gebühren- und Accountsystem grundlegend umgestellt hat und den Kunden dies gar nicht zugesagt hat, hat man mit einer öffentlichen Erklärung reagiert (und das auf eine sehr ehrliche Art und Weise) und innerhalb von einer Woche, unter Berücksichtigung der Kundenwünsche, ein neues Konzept erstellt und umgesetzt – das neue System ist das kundenfreundlichste System, das RS bisher eingesetzt hat. Die Kunden reagierten überall im Netz mit enormer Zufriedenheit und positivem Feedback. Genau das könnte Sony Ericcson nun gut gebrauchen. Rapidshare hat nun sicher bei seinen Nutzern einen Stein im Brett.
Will Sony Ericsson den nun verlorenen Zuspruch seiner Kunden wiedergewinnen, kann ich nur raten ein offenes Ohr für die eigenen Kunden zu haben und auf deren Bedürfnisse zu reagieren.